Impulse aus der Dritten Frankfurter Erklärung zu Beratung

Gesellschaftliche Veränderungen und Machtungleichheit erfordern kontinuierlich die eigene Reflexion der Fachlichkeit und der Anpassung der Methodik. Hier bieten die Frankfurter Erklärungen zu Beratung Anhaltspunkte. Beratung wird hier als dialogischer, reflektierenden Prozess verstanden.

Menschen, die im Beratungsforum zusammenarbeiten

    Erklärungen im Überblick

Erste Frankfurter Erklärung (2001):

Stellt die Frage nach der Zukunftsfähigkeit von Beratung und ruft zu einem neuen Diskurs über Beratung auf.

Zweite Frankfurter Erklärung (2012):

Reaktiviert Diskussionen über Beratung, richtet sich sowohl an Praktiker*innen als auch an Wissenschaftler*innen.

Dritte Frankfurter Erklärung (2022):

Fortführung des Reflexionsprozesses unter ethischer und kritischer Fundierung; berücksichtigt kulturelle, gesellschaftliche und technische Veränderungen sowie hybride und digitale Beratung, verstärkt durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie.
Zur dritten Erlärung
Ein Mensch, der über eine Website über Neuigkeiten informiert wird

Wer steht dahinter:

Das Forum Beratung ist ein Zusammenschluss von Beratungspraktiker*innen und Beratungswissenschaftler*innen innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie e.V. Er veröffentlicht regelmäßige Erklärungen zur Zukunft der Beratung als kritisch konstruktive Positionen.

Zwölf Thesen aus der Dritten Frankfurter Erklärung (2022)

1. Beratung kann sich nicht überall und immer als neutral verstehen, häufig muss sie reflektiert-parteilich agieren, um sozial gerecht zu bleiben. Die Haltung orientiert sich an Gerechtigkeit.

2. Soziale Gerechtigkeit bedeutet auch das Recht auf unterschiedliche lebensweltnahe Beratungsangebote. Vielfalt von Settings und Zugängen fördern, insbesondere für benachteiligte Gruppen.

3. Beratung benötigt einen aktuellen Fokus auf das „easy-to-reach“ ihrer Angebotsformen. Barrierearme Strukturen. Fokus auf leicht erreichbare, niederschwellige Angebote, vernetzt mit anderen Diensten.

4. Die beraterische Qualität pluraler, offener Settings verlangt weiterhin höhere Wertschätzung. Qualität entsteht durch unterschiedliche Settings die lebensweltorientiert sind (online, face-to-face, ortsnah, Tür-und-Angel).

5. Die Erfolgsgeschichte der Onlineberatung gilt es mit neuen Settings fortzuschreiben. Online- und hybride Formate haben sich etabliert; Settings bieten neue Chancen, aber auch Risiken (Zugangslücken).

6. Ein kritischer Blick auf Datafizierung und algorithmisch basierte Akteure/Prozesse in der Beratung ist dringend notwendig. Algorithmen-gestützte Prozesse können Macht- und Ausschlussstrukturen verstärken; Beratung muss technikreflexiv bleiben.

7. Intersektionale Verschiedenheit muss zu einer Selbstverständlichkeit von Beratung werden. Verschiedenheit muss selbstverständlich werden (Geschlecht, Rassismus, Behinderungen etc.); Personalstruktur und Praxis müssen inklusiv sein.

8. Sprache schafft Wirklichkeit: Beratung favorisiert weiterhin alltagsbezogene und lebensweltkonkrete Vokabulare. Alltagsnahe, lebensweltliche Sprache ist essenziell.

9. Beratung bedarf mancherorts „empathischer Konfrontation“, so sie der Selbstermächtigung dienen soll. Berücksichtigung von Empathie, aber auch nötige konfrontative Impulse zur Selbstermächtigung.

10. Die Ausbildung und Entwicklung einer persönlichen Reflexivität im Sinne einer Beratungshaltung Persönliche Reflexivität und Haltung der Berater*innen brauchen Zeit, Übung und zeitgemäße Ausbildungsangebote wie Supervision und praxisintegrierte Reflexionsphasen.

11. Beratung braucht Beratungsforschung. Notwendig, um Qualität zu sichern und Weiterentwicklung zu ermöglichen; aktuelle (interdisziplinäre) Forschung fehlt oft.

12. Absichernde Budgets für Beratung sind gerade in Krisenzeiten existenziell. Beratungsangebote sind sensibel gegenüber Finanzszenarien; stabile Finanzierung ist essenziell. Deshalb politisches Advocacy für ausreichende Mittel, auch für digitale Formate, betreiben.

Reflexionsaufgaben

1. Packen Sie Ihren eigenen Methodenkoffer. Wo sehen Sie Grenzen in Ihrer Arbeit? Wo können Sie anknüpfen und weitere Kooperationen schaffen?
2. Erstellen Sie eine Checkliste für Übergaben und Kriterien für Weitervermittlung, wenn Ihre Begleitung an Grenzen stößt.
3. Vier Felder-Mentales Modell (persönlich, digital, hybrid, telefonisch). Kurze Bewertung anhand von drei Kriterien (Bedarfsgerechtigkeit, Vertraulichkeit, Zugänglichkeit).
4. Tür- und Angelgespräche, Seitengespräche bei Gruppenangeboten oder Terminbegleitung: Wie gehen Sie achtsam mit Ihrer Rolle und möglichen Machtasymmetrien um, insbesondere im Hinblick auf Alters-, Erfahrungs- oder Bildungsunterschiede?
5. Kurzreflexion: Welche Standards nutze ich, um digitale Beratungsprozesse transparent, nachvollziehbar und qualitativ hochwertig zu dokumentieren?
6. Sammlung: Welche strukturellen Bedingungen (z. B. Zeitressourcen, Datenschutz, Teamkultur) beeinflussen meine Beratung – und wie kann ich diese aktiv mitgestalten?
7. Wann erleben Adressat*innen Beratung als nicht-diskriminierend?

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