Jugendwohnkonzepte - eine Leerstelle in den deutschen Hilfesystemen und auf dem Wohnungsmarkt

Der Druck auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland wird immer größer: Jetzt in der 21. Legislatur handeln!

2024 waren laut Wohnungslosenbericht der Bundesregierung 194.000 junge Menschen (bis 25 Jahre) von Wohnungslosigkeit betroffen. Es besteht ein eklatanter Mangel an Jugendwohnangeboten und -konzepten, die flexible Zugangsbedingungen und Betreuungsleistungen bieten.

Prekäre Wohnsituationen und Wohnungsnotlagen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter entstehen insbesondere bei gravierenden Konflikten im Familiensystem, bei Übergängen aus stationären Hilfeformen ins Erwachsenenleben und bei Wohnungsnotlagen in den Elternhäusern. Die pädagogischen Angebote der Kinder- und Jugendhilfe werden den Bedarfen junger Menschen in Wohnungsnotlagen oft nicht hinreichend gerecht. Es fehlt an Flexibilität und niedrigschwelligen Zugängen. Als Beratungsforum JUGEND STÄRKEN begleiten wir (Uni Hildesheim und IGfH) das ESF Plus-Programm JUGEND STÄRKEN: Brücken in die Eigenständigkeit wissenschaftlich in 75 teilnehmenden Kommunen bundesweit. Aus unserer Sicht ist es dringend notwendig, auch in der kommenden Legislaturperiode die Situation von jungen Menschen in prekären Wohnungs(not)lagen zu verbessern. In unserem Forderungspapier Jugendwohnkonzepte haben wir an die zukünftige Bundesregierung konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Wohnsituationen von jungen Menschen formuliert.

Unsere Maßnahmenvorschläge

  • Schaffung eines Bundesprogramm zur Einrichtung von Notschlafstellen für junge Menschen, unter besonderer Berücksichtigung geschlechtersensibler Bedarfe („Bett ohne Bedingung“)
  • Nachhaltige Jugendwohnkonzepte mit sozialpädagogischer Anbindung in kommunalen Infrastrukturen (im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe) („Young housing first“)
  • Geschlechtsspezifische Angebote für junge Eltern(teile) mit Kind(ern)
  • Verbesserung der Überleitung aus bestehenden Hilfen durch verbesserte rechtskreisübergreifende kommunale Infrastrukturen
  • Vermittlung und Begleitung der jungen Menschen in eigenen Wohnraum durch Angebote des SGB VIII / SGB XII / SGB II / Ämter für Wohnungswesen/ Wohnungsgenossenschaften (Jugendwohnagenturen, soziales Immobilienmanagement)
  • Ausweitung des Sonderprogramms Junges Wohnen: Förderzugang für Einrichtung mit Bezug zu §13.3 SGB VIII
  • Sonderprogramme zur Förderung von Jugendwohnkonzepten von Trägern (Zusammenschlüssen) der Jugendsozialarbeit
  • Beratungsangebote zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit an Schulen, Jugendzentren, Jugendberufsagenturen (im Rahmen der Jugendsozialarbeit)
  • Ausbau von Fachstellen mit einem Angebot für junge Menschen und fachspezifischen Kenntnissen für die Zielgruppe (auch Mediationsangebote)
  • Digitales Beratungsangebot zur Prävention und Hilfsangeboten (Info-Kampagne) (durch Kompetenzstelle des Bundes)
  • Klärung der Informations- und personenbezogenen Datenweitergabe bei drohendem Wohnungsverlust an Beratungsstellen zur Vermeidung von Wohnraumkündigungen
  • Förderung von runden Tischen auf kommunaler Ebene zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit mit Beteiligung von jungen Menschen > Etablierung verlässlicher, rechtskreisübergreifender Zusammenarbeit der kommunalen Sozialleistungsträger
  • Die hier aufgeführten Maßnahmen sind unter Beteiligung junger Menschen zu erörtern, zu planen und durchzuführen
  • Förderung von Selbstorganisationen von jungen Menschen, gerade auch von Wohnungslosigkeit betroffener junger Menschen

Erstunterzeichnende

Das Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim führt gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) die Begleitung des ESF Plus-Modellprogramms durch. Die Institutionen engagieren sich seit langem in der Forschung und Verbandsarbeit im Kontext von Leaving Care, junge Menschen in besonderen Lebenslagen und die Schaffung geeigneter sozialer Hilfen. Das Beratungsforum wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Gemeinsam sind wir stark! - Unterstützende Fachorganisationen

Wieso Jugendwohnkonzepte?

194.000 junge Menschen?

Jugendliche und junge Erwachsene in Wohnungsnotlagen werden inzwischen als eigenständige und besonders vulnerable Zielgruppe erkannt. Im Jahr 2024 waren in der bundesweiten Statistik 439.500 untergebrachte Wohnungslose erfasst, davon sind rund 11% (35.200) zwischen 18 und 25 Jahre und rund 32% (140.600) unter 18 Jahre (Wohnungslosenbericht der Bundesregierung 2024). Somit sind rund 175.800 junge Menschen unter 25 Jahre als untergebrachte Wohnungslose erfasst. Hinzu kommen etwa 18.200 junge Menschen unter 25 Jahren, die wohnungslos ohne Unterkunft oder verdeckt wohnungslos sind.
Zu unserem Papier "Jugendwohnkonzepte"

Handlungsbedarf?

Aus unserer Sicht ist es dringend notwendig, auch in der kommenden Legislaturperiode am Themenkomplex Wohnungslosigkeit (sozialpolitisch) weiterzuarbeiten und auf die spezifischen Bedarfslagen von jungen Menschen einzugehen. Es darf nicht nur dem Engagement einzelner Träger sozialer Hilfen oder dem Vorgehen in einzelnen Kommunen überlassen bleiben, wie mit der Notsituation junger Menschen umgegangen wird.

Junge Menschen in Wohnungsnotlagen

Die Kinder- und Jugendhilfe erreicht mit stationären und ambulanten Angeboten (Hilfen zur Erziehung, Jugendsozialarbeit, Jugendarbeit) Jugendliche und junge Erwachsene teilweise nur schwer. Prekäre Wohnsituationen und Wohnungsnotlagen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter entstehen insbesondere bei gravierenden Konflikten im Familiensystem, aber auch bei Übergängen aus stationären Hilfeformen ins Erwachsenenleben. Es fehlen flächendeckend niedrigschwellige Angebote.
Mehr erfahren in unserem Papier

Unser E-Learning - Modul "Wohnen"

Welche Dimensionen hat Wohnen im jungen Erwachsenenalter? In unserem E-Learning-Bereich wird Wohnen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet sowie verschiedene Formate der Begleitung und Beratung junger Menschen auf dem Weg in eine für sie passende Wohnsituation aufgezeigt.
Hier geht's zum Modul "Wohnen"

NAP gegen Wohnungslosigkeit

Die Wohnungslosigkeit bis 2030 überwinden, ist Ziel im Nationalen Aktionsplan (NAP) gegen Wohnungslosigkeit. In den drei Facharbeitsgruppen zum NAP gegen Wohnungslosigkeit sind wir als Beratungsforum vertreten und bringen die Situation von jungen Menschen in prekären Wohnlagen sowie daraus resultierende Bedarfe ein.
Weitere Informationen rund um den NAP Wohnungslosigkeit

Unsere Maßnahmenvorschläge

Die Vorschläge beziehen sich auf die Bereiche in der Wohnungsnotfallversorgung; auf dem Wohnungsmarkt und in der Prävention. Die Maßnahmen sind bundesweit und flächendeckend einzuführen. Bei der Planung und Durchführung aller Maßnahmen sind junge Menschen, gerade auch von Wohnungslosigkeit betroffene junge Menschen, zu beteiligen. Selbstorganisationen junger Menschen sind zu fördern und verpflichtend einzubinden.
Zum vollständigen Papier "Jugendwohnkonzepte"
Zwei Menschen, die einen Pokal tragen

Beispiele guter Praxis

Noch fehlen flächendeckende Maßnahmen zur Beseitigung von Wohnungslosigkeit. Im Rahmen des ESF Plus-Programms JUGEND STÄRKEN: Brücken in die Eigenständigkeit haben sich einige Kommunen auf den Weg gemacht, Angebote zu schaffen. Auch andere engagierte Kommunen und Träger*innen halten vereinzelt Maßnahmen vor. Diese geben Anregungen für die Ausgestaltung von Maßnahmen.
Zu den Beispielen guter Praxis
Menschen, die im Beratungsforum zusammenarbeiten

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Care Leaver*innen

Care Leaver*innen verfügen über Erfahrungen in stationären Erziehungshilfen (Jugendwohngruppen, Pflegefamilien oder andere betreute Wohnformen) und befinden sich im Übergang aus diesen Hilfeformen in ein eigenverantwortliches Leben oder leben bereits in eigenem Wohnraum. Care Leaver*innen können nachgehend eine ambulante Betreuung in Anspruch nehmen oder in anderen Hilfesettings (z. B. Jugendsozialarbeit oder Eingliederungshilfe weiter begleitet werden).
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