Kommunale Gesundheitsförderung

Kommunale Infrastrukturen spielen auch im Hinblick auf die Gesundheitsförderung eine wichtige Rolle. Denn die Einflussfaktoren für Gesundheit liegen in verschiedenen Bereichen (Familie, Sozialraum, Umwelt, Schule, Ausbildung, Beruf, etc.). Daher ist es wichtig auch Gesundheitsförderung in gemeinsamer, kommunaler Verantwortung zu betrachten.

Verschiedene Faktoren haben Einfluss auf das gesunde Aufwachsen. Es wird zwischen unveränderlichen persönlichen Faktoren (Geschlecht, Alter, genetische Ausstattung) und veränderlichen Faktoren unterschieden. Die veränderlichen Einflussfaktoren werden weiter unterteilt: Einflussfaktoren aus der unmittelbaren Umwelt (Familie, Nachbarschaft, Schule, Wohnsituation) sowie politische, wirtschaftliche und soziale Einflussfaktoren (Bildungssituation, Beschäftigungssituation, soziales Unterstützungssystem, etc.).

Die meisten Einflussfaktoren liegen außerhalb des Gesundheitssystems, haben aber Einfluss auf die Gesundheit. Das „Regenbogen-Modell“ von Dahlgren und Whitehead stellt die Einflussfaktoren der Gesundheit anschaulich dar.

Die Relevanz der verschiedenen Einflussfaktoren ist nicht in allen Lebensphasen gleich.

Je nach Lebensphase (Kindheit, Jugend, junges Erwachsenenalter,…) sind verschiedene Faktoren von Bedeutung. Hinsichtlich der kommunalen Gesundheitsförderung ist es daher wichtig die einzelnen Lebensphasen gesondert zu betrachten und zu bedenken.

Dieses greift auch die nachfolgend präsentierte Abbildung auf.

Die verschiedenen Farben (von oben nach unten gelesen) stellen, angelehnt an das Regenbogen-Modell, die verschiedenen Kategorien von Einflussfaktoren auf die Gesundheit dar.

Die Darstellung beinhaltet zudem eine biografische Perspektive (von links nach rechts gelesen). Diese stellt die sich verändernde Relevanz der Einflussfaktoren je nach Lebensphase dar.

Zwischen den skizzierten Lebensphasen sind die Übergänge angedeutet. Im Jugend- und jungen Erwachsenenalter ist dies bei­spiels­wei­se der Ein­tritt in die Schule, der Über­gang in die Be­rufs­aus­bil­dung, der Auszug aus dem Familienhaushalt oder auch der Übergang in die Arbeitswelt.

Die Darstellung verdeutlicht, dass...

Einflussfaktoren sich je nach Lebensphase unterscheiden.

 Gesundheitsförderung muss alle Lebensphasen mit den jeweiligen spezifischen Einflussfaktoren bedenken: auch das Jugend- und junge Erwachsenenalter!

 …verschiedene Einflussfaktoren zur gleichen Zeit von Bedeutung sind.

Gesundheitsförderung muss alle Bereiche abdecken und in Zusammenarbeit der verantwortlichen Akteur*innen der verschiedenen Bereiche gestaltet werden.

Erste Schritte

„Generell lässt sich sagen, der erste Schritt kommunalen Handelns ist es, über die Problematik zu sprechen und sie als ein gesellschaftliches Anliegen zu betrachten. Dazu muss man genau hinschauen, wie es vor Ort aussieht, wer betroffen ist, wie und wo sich Probleme ballen und wo weiße Flecken genauso wie Hürden im System gegeben sind. […] Es sind biografisch – also am Lebenslauf mit seinen spezifischen Entwicklungsaufgaben für junge Menschen – ausgerichtete kommunale Strukturen zu schaffen.“

– Gerda Holz, Sozialarbeiterin und Politikwissenschaftlerin, 2024 –

Gemeinsam Wirken braucht Struktur und Strategie

Einzelkämpfer*innen können das nicht erreichen

Die Kommune hat die Schlüsselrolle für Struktur und Strategie der Gesundheitsförderung

Struktur

Steuerungs- und Planungsgremien, die bedarfs- und bedürfnisorientiert analysieren, Ergebnisse und Handlungsempfehlungen beraten und entscheiden.

Strategie

Festlegen, wie die relevanten Akteure gemeinsam über kommunale Stärken und Schwächen verhandeln können;  wie sie Vorschläge und Ergebnisse kommentieren und Lösungen erarbeiten können.

Praxisimpulse

Partner*innenprozess  „Gesundheit für alle”

Kommunen im Austausch über kommunale, gesundheitsfördernde Strategien.

Communities That Cares (CTC)

Steuerungs- und Planungsgremien, die bedarfs- und bedürfnisorientiert analysieren, Ergebnisse und Handlungsempfehlungen beraten und entscheiden.

Das Projekt CONSILIUM

Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendhilfe mit Kinder- und Jugendpsychiatrien.

Konzeptstelle „Adoleszentenpsychiatrie“

Strukturell verankerte, kommunale Gesundheitsförderung im Adoleszenzbereich.

Linksammlung

Gesundheitsförderung und Prävention – quo vadis Kinder- und Jugendhilfe? : Eine Bilanz 10 Jahre nach dem 13. Kinder- und Jugendbericht. (2020)
https://hilkat.uni-hildesheim.de/vufind/Record/1668492024

Mentale Gesundheit Jugendlicher sichern – systemübergreifend handeln! Diskussionspapier der Denkwerkstatt „Jugendgerechte Gesundheitspolitik – Mentale Gesundheit und Präventionsstrategien“ (2023)
https://www.jugendgerecht.de/downloads/2023_Denkwerkstatt_JugendgerechteGesundheitspolitik_Diskussionspapier1.pdf

Die Rolle der Kommunen im Bereich Gesundheit. Eine Analyse der Kooperationen zwischen Kommunen und medizinischen Leistungserbringern im Rahmen integrierter kommunaler Präventionsstrategien. (2020)
http://www.zefir.ruhr-uni-bochum.de/mam/die_rolle_der_kommunen_im_bereich_gesundheit.pdf

Integrierte kommunale Strategien als Beitrag zur Verbesserung gesundheitlicher Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche
https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/integrierte-kommunale-strategien/

Richter-Kornweitz, Antje; Schluck, Stephanie; Petras, Kerstin; Humrich, Wiebke; Kruse, Christina (2022). Präventionskette konkret! Ein kompetenzorientiertes Handbuch für den Aufbau von integrierten kommunalen Strategien zur Prävention und Gesundheitsförde­rung. Hannover: Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V.  https://www.praeventionsketten-nds.de/fileadmin/media/downloads/Handbuch/Handbuch_Pra%CC%88ventionsketten_konkret.pdf

Partnerprozess „Gesundheit für alle”

Kommunen im Austausch über kommunale, gesundheitsfördernde Strategien

Aktuell nehmen ca. 70 Kommunen an dem Partnerprozess teil.

Bundesweit haben sich bereits Kommunen auf den Weg zu „gesunden Kommunen“ gemacht. Sie haben vielfältige Unterstützungsangebote für Menschen in schwieriger sozialer Lage etabliert und leisten damit einen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit. Doch oft laufen die Angebote aus den verschiedenen Sektoren unabgestimmt nebeneinander her. Um ein gesundes und chancengerechtes Aufwachsen aller Bewohner*innen der Kommune zu ermöglichen, gilt es eine integrative kommunale Strategie aufzubauen. Hier setzt der Partnerprozess „Gesundheit für alle“ an. 

Der kommunale Partnerprozess „Gesundheit für alle“ bietet fachliche Begleitung bei diesem Prozess sowie Vernetzung unter den Kommunen.
• Die fachliche Begleitung wird durch die Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit der jeweiligen Bundesländer durchgeführt.
• Koordination und Vernetzung werden durch die Geschäftsstelle bei Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. durchgeführt.

Communities That Cares (CTC)

kommunale Präventionsstrategie zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für ein sicheres und gesundes Aufwachsen

Beispiel-CTC-Kommune: Stadt Augsburg

CTC unterstützt kommunale Akteure bei der Analyse sowie bei der Stärkung bzw. Senkung von Schutz- bzw. Risikofaktoren (in den Bereichen Familie, Individuum, Freund*innenkreis, Schule und soziales Umfeld).

Die CTC-Präventionsstrategie ist in fünf Phasen eingeteilt:

  1. Vorbereitung: kommunale Akteure kommen zusammen und legen gemeinsame Grundlage fest
  2. Lokale Problemanalyse anhand kommunale Schüler*innenbefragung sowie vorhandener kommunaler Daten
  3. Erstellung einer Angebotslandkarte (Überblick über bereits bestehende Angebot vor Ort)
  4. Erstellung eines Aktionsplans: Plan zur Reduzierung der Risikofaktoren und zu Stärkung der Schutzfaktoren.
  5. Einführung des Aktionsplanes: In der letzten Phase wird der CTC-Prozess etabliert und langfristig abgesichert. Hierzu werden beispielsweise Organisationsstrukturen geschaffen und die Nachbesserungen gemeinsam mit dem CTC-Netzwerk erörtert.

 

Für alle Instrumente und Phasen des CTC-Prozesses liegen Handbücher, Arbeitshilfen und Checklisten vor. Die CTC-Kommunen erhalten Unterstützung durch zertifizierte Trainer*innen, die Fortbildungen und Schulungen über das Arbeiten mit CTC durchführen.

Das Projekt CONSILIUM

Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendhilfe mit Kinder- und Jugendpsychiatrien

Rahmung des Projektes

  • Kooperationspartner: Kliniken in Kiel, Lübeck, Elmshorn und Schleswig & Einrichtungen der Jugendhilfe
  • Unterstützung durch Landesjugendamt/Ministerium
  • Zielgruppe: Mitarbeitenden
  • Adressat*innen: Kinder und Jugendliche
  • Gefördert durch das Land Schleswig-Holstein von Januar 2020 – Dezember 2024

Das Projekt hat drei „Säulen“:

  1. konsiliarische Fallberatungen vor Ort in den Einrichtungen
  2. Fortbildungen für Mitarbeiter*innen (Wissensvermittlung, gemeinsamen Fallverständnis und Austausch)
  3. regelmäßige regionale Kooperationskonferenzen und Fallkonferenzen

Projektergebnisse:

  • Aufbau und Ausgestaltung langfristiger, vertrauensvoller und professionalisierter Kooperationsstrukturen zwischen Jugendhilfe und den regional jeweils zuständigen Kliniken
  • Offene „Kommunikationskanäle“ und Vertrauen schaffen Bereitschaft, individuelle Lösungen für Kinder und Jugendliche zu finden.
  • Schaffung einer Wissens- & Verantwortungsgemeinschaft

Konzeptstelle „Adoleszentenpsychiatrie“

Strukturell verankerte, kommunale Gesundheitsförderung im Adoleszenzbereich

Arbeitsschwerpunkte der Stelle sind u.a. Prävention und Vernetzung:
Im Bereich Prävention liegt der Fokus vor allem auf der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen (z.B. Schulpräventionsprojekt „TRI.FO“ zum Thema psychische Gesundheit), ebenfalls besteht eine Kooperation mit der regionalen Schulberatungsstelle sowie dem Amt für Schule und Bildung, um gemeinsam die Lehrkräfte der Schulen im Kreis Mettmann über psychische Erkrankungen zu informieren und das psychosoziale Unterstützungssystem kennenzulernen.
Im Bereich Vernetzung liegt der Fokus darauf, einen Überblick über kommunale Angebote und Strukturen zu gewinnen und Synergien zwischen diesen zu schaffen: Welche Angebote und Strukturen gibt es bereits im Kreis Mettmann? Wer hält welche Expertise inne? Was kann zusammen gedacht werden? Wo kann sinnvoll vernetzt werden?

Regelmäßig wird zudem im kommunalen Gesundheitsausschuss, im Gemeindepsychiatrischem Verbund (GPV) und in der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) über die Arbeit/Angebote der o.g. Konzeptstelle informiert, wodurch der Bereich Gesundheitsförderung im Jugend- und jungen Erwachsenenalter auch auf kommunal-politischer Ebene aufgegriffen und verhandelt wird

Der Kreis Mettmann (NRW) hat eine Konzeptstelle zur kommunalen Gesundheitsförderung im Jugend- und jungen Erwachsenenalter geschaffen. Diese Stelle wurde 2023 im Rahmen des Pakt ÖGD eingerichtet und ist beim Sozialpsychiatrischen Dienst angegliedert. Ziel ist es bereits Bestehendes sichtbar zu machen und zusammen zu bringen (Netzwerk-, Gremien-, Kooperationsarbeit) Konkreter: Im Jahr 2024 erschien eine Neuauflage des Kleinen Psychosozialen Adressbuchs für den Kreis Mettmann (eine Orientierungshilfe in der Landschaft der psychosozialen Versorgung für Rat- und Hilfesuchende) – für Jugendliche und junge Erwachsene im Kreis Mettmann.

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Care Leaver*innen verfügen über Erfahrungen in stationären Erziehungshilfen (Jugendwohngruppen, Pflegefamilien oder andere betreute Wohnformen) und befinden sich im Übergang aus diesen Hilfeformen in ein eigenverantwortliches Leben oder leben bereits in eigenem Wohnraum. Care Leaver*innen können nachgehend eine ambulante Betreuung in Anspruch nehmen oder in anderen Hilfesettings (z. B. Jugendsozialarbeit oder Eingliederungshilfe weiter begleitet werden).
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