Impulse aus der Dritten Frankfurter Erklärung zu Beratung
Gesellschaftliche Veränderungen und Machtungleichheit erfordern kontinuierlich die eigene Reflexion der Fachlichkeit und der Anpassung der Methodik. Hier bieten die Frankfurter Erklärungen zu Beratung Anhaltspunkte. Beratung wird hier als dialogischer, reflektierenden Prozess verstanden.
1. Beratung kann sich nicht überall und immer als neutral verstehen, häufig muss sie reflektiert-parteilich agieren, um sozial gerecht zu bleiben. Die Haltung orientiert sich an Gerechtigkeit.
2. Soziale Gerechtigkeit bedeutet auch das Recht auf unterschiedliche lebensweltnahe Beratungsangebote. Vielfalt von Settings und Zugängen fördern, insbesondere für benachteiligte Gruppen.
3. Beratung benötigt einen aktuellen Fokus auf das „easy-to-reach“ ihrer Angebotsformen. Barrierearme Strukturen. Fokus auf leicht erreichbare, niederschwellige Angebote, vernetzt mit anderen Diensten.
4. Die beraterische Qualität pluraler, offener Settings verlangt weiterhin höhere Wertschätzung. Qualität entsteht durch unterschiedliche Settings die lebensweltorientiert sind (online, face-to-face, ortsnah, Tür-und-Angel).
5. Die Erfolgsgeschichte der Onlineberatung gilt es mit neuen Settings fortzuschreiben. Online- und hybride Formate haben sich etabliert; Settings bieten neue Chancen, aber auch Risiken (Zugangslücken).
6. Ein kritischer Blick auf Datafizierung und algorithmisch basierte Akteure/Prozesse in der Beratung ist dringend notwendig. Algorithmen-gestützte Prozesse können Macht- und Ausschlussstrukturen verstärken; Beratung muss technikreflexiv bleiben.
7. Intersektionale Verschiedenheit muss zu einer Selbstverständlichkeit von Beratung werden. Verschiedenheit muss selbstverständlich werden (Geschlecht, Rassismus, Behinderungen etc.); Personalstruktur und Praxis müssen inklusiv sein.
8. Sprache schafft Wirklichkeit: Beratung favorisiert weiterhin alltagsbezogene und lebensweltkonkrete Vokabulare. Alltagsnahe, lebensweltliche Sprache ist essenziell.
9. Beratung bedarf mancherorts „empathischer Konfrontation“, so sie der Selbstermächtigung dienen soll. Berücksichtigung von Empathie, aber auch nötige konfrontative Impulse zur Selbstermächtigung.
10. Die Ausbildung und Entwicklung einer persönlichen Reflexivität im Sinne einer Beratungshaltung Persönliche Reflexivität und Haltung der Berater*innen brauchen Zeit, Übung und zeitgemäße Ausbildungsangebote wie Supervision und praxisintegrierte Reflexionsphasen.
11. Beratung braucht Beratungsforschung. Notwendig, um Qualität zu sichern und Weiterentwicklung zu ermöglichen; aktuelle (interdisziplinäre) Forschung fehlt oft.
12. Absichernde Budgets für Beratung sind gerade in Krisenzeiten existenziell. Beratungsangebote sind sensibel gegenüber Finanzszenarien; stabile Finanzierung ist essenziell. Deshalb politisches Advocacy für ausreichende Mittel, auch für digitale Formate, betreiben.
Reflexionsaufgaben
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